Vitiligo – Weißfleckenkrankheit

Die Vitiligo oder Weißfleckenkrankheit ist eine harmlose aber unter Umständen kosmetisch stark belastende Pigmentstörung der Haut. Die Erkrankung beginnt in der Hälfte der Fälle vor dem 20. Lebensjahr. Es kommt zum Auftreten scharf begrenzter weißer Flecken unterschiedlicher Größe, wobei jede Körperstelle betroffen sein kann, besonders häufig befallen sind jedoch die Handrücken und Fingerstreckseiten, die Beugenbereiche, das Genitale, der Nabel und die Region um Mund und Augen. Eine Variante der Vitiligo ist die so genannte Poliosis, bei der es zum Auftreten weißer Haarsträhnen kommt. 

Wie entsteht die Pigmentstörung 

Die Ursache der Vitiligo ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Im Wesentlichen gibt es drei Erklärungsansätze:

  • Störung des Immunsystems - Autoimmunität
    Aufgrund von Autoimmunprozessen „wehrt“ sich der Körper durch Bildung so genannter Auto-Antikörper fälschlicherweise gegen seine eigenen Pigmentzellen (Melanozyten) und das Pigment wird abgebaut.
  • Fehlfunktion des Stoffwechsels - Autotoxizität
    „Zwischenprodukte“ bei der Pigmentbildung führen dazu, dass sich die Pigmentzellen selbst zerstören.
  • Ursprung in den Hautnerven – neurale Dysfunktion

Es wird vermutet, dass die Hautnerven einen bislang noch unbekannten Stoff abgeben, der die Pigmentzellen zerstört.

Ein familiär gehäuftes Auftreten der Vitiligo ist bekannt. Zudem können Stress und psychische Belastung das Auftreten und Fortschreiten der Flecken  beschleunigen. Auch schwere Sonnenbrände sind als Auslöser beschrieben 

Innere Organe sind von der Vitiligo selbst nicht betroffen, allerdings besteht in bis zu 35 % zusätzlich eine Schilddrüsenautoimmunerkrankung, entsprechende Blutuntersuchungen sollten daher erfolgen.

Deutlich seltener finden sich ein Diabetes mellitus, andere Stoffwechselerkrankungen, eine Augenerkrankung (Uveitis), perniziöse Anämie oder Darmerkrankungen (Morbus Crohn; Colitis ulcerosa) 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es 

Grundlegend ist ein guter Sonnenschutz der betroffenen Bezirke erforderlich, da die entsprechenden Pigmente fehlen und so ein starker Sonnenbrand auftreten kann 

Abdecken – Camouflage

Dieses Verfahren eignet sich insbesondere bei kleinen Herden. Es stehen verschiedene wasser- und schwitzfeste Präparate zur Verfügung, wobei die Anwendung einige Übung erfordert.

Selbstbräuner

Eine Anwendung von Selbstbräunern in den betroffenen Bezirken kann helfen, die Farbe der Haut einheitlicher wirken zu lassen.

Betakaroten

Eine Einnahme von Betakaroten kann bei Befall der Hände helfen, da sich das Karotin in der Hornschicht der Haut ablagert und so zu einem gelblichorangefarbenen Ton führt. Bei Leber- und Nierenschäden sowie in der Schwangerschaft verbietet sich die Einnahme.

UV-Bestrahlungen

Die Bestrahlung mit UVB über 6-24 Monate gilt derzeit als erste Wahl. Am Anfang verstärkt sich jedoch der Kontrast zur gesunden Haut, zudem ist eine scheckige Repigmentierung möglich.

Als 2. Wahl gilt die so genannte PUVA-Therapie. Hierbei wird 8-Methoxypsoralen, ein Stoff der die Haut lichtempfindlicher macht und zudem so genannte immunmodulierende Eigenschaften besitzt, auf die betroffenen Stellen als Lösung oder Creme aufgetragen und anschließend wird mit UVA bestrahlt. Bei sehr ausgedehnten Formen ist auch die PUVA-Badtherapie oder die Einnahme in Tablettenform möglich (-> Unihautklinik).

Zudem stehen noch weitere Bestrahlungsverfahren zur Verfügung, bei denen zusätzlich zum UV-Licht verschiedene Substanzen auf die Haut aufgetragen werden oder eingenommen werden müssen (Khellin und UVA = KUVA; L-Phenylanalin und UVA = PAUVA), für diese Verfahren besteht keine offizielle Zulassung, so dass sie den Unihautkliniken vorbehalten bleiben 

Äußerliche Therapie mit kortikosteroidhaltigen Zubereitungen

Diese Behandlung empfiehlt sich bei Kindern bis zu 12 Jahren, da sich aufgrund des erhöhten Risikos der Entstehung von Pigmentmalen eine monatelange UV-Therapie verbietet. Auch bei kleinen Herden im Erwachsenenalter kann ein Behandlungsversuch erfolgen 

Äußerliche Therapie mit selektiven Calcineurinhemmern (Tacrolimus, Pimecrolimus)

Diese Wirkstoffe beeinflussen das Immunsystem, indem sie an den entzündungsfördernden Botenstoff Calcineurin binden und ihn so blockieren. Bislang sind die Calcineurinhemmer für die Behandlung der Neurodermitis ab dem 2. Lebensjahr zugelassen. Es gibt noch keine großen Studien bzgl. Vitiligo. Insbesondere bei Kindern kann diese Therapie eventuell eine Alternative zur Kortikosteroidbehandlung darstellen. Calcineurinhemmer sind nicht zur Behandlung der Vitiligo zugelassen und die Kosten der Behandlung werden nicht von den Krankenkassen übernommen 

Innerliche Therapie mit Kortikosteroiden

Besonders bei sehr raschem Verlauf kann eine Kortison-Stoß Therapie indiziert sein. Eine hochdosierte Langzeittherapie verbietet sich aufgrund der möglichen Steroidnebenwirkungen.

Therapie mit Excimer-Laser

Bei Befall des Gesichtes und Halses kann eine Behandlung mit dem Excimer-Laser  (UVB 308 nm) versucht werden. Die Hände sprechen auf diese Therapie so gut wie gar nicht an. Es fehlen bislang große Studien und die Therapie wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Autologe Melanozyten-Transplantation

Wenn die Vitiligo mindestens über 1 Jahr stabil ist, das heißt es treten keine neuen Herde auf und die bestehenden Stellen verändern sich nicht, dann kann eine Transplantation autologer Melanozyten erfolgen. Dazu werden Ihnen in örtlicher Betäubung Pigmentzellen entnommen. Aus diesen Zellen werden im Labor  innerhalb einiger Wochen neue Zellen gezüchtet und Ihnen anschließend auf die kranken Hautpartien transplantiert. Dieses Verfahren wird üblicherweise in Unihautkliniken durchgeführt 

Viele dieser Therapien sind sehr zeitintensiv und unter Umständen auch kostenintensiv, da sie nicht unbedingt von den Krankenkassen getragen werden. Leider gibt es bislang keine Therapie, die eine sichere Heilung verspricht 

Als kleiner Trost mag Ihnen die Erkenntnis dienen, dass die Vitiligo eine völlig harmlose Erkrankung darstellt und eine spontane Wiederpigmentierung jederzeit möglich ist!

Wir hoffen, einige Ihrer Fragen mit diesem Informationsblatt beantwortet zu haben und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg zur Genesung, Ihr Praxisteam.


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