Schuppenflechte – Psoriasis vulgaris

Die Schuppenflechte ist eine häufige Erkrankung, an der etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden. Die genauen Ursachen, die zu einer Entstehung der Psoriasis führen, sind immer noch nicht genau bekannt. Man geht davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenspielen- zum einen besteht eine genetische Veranlagung, d.h. die Möglichkeit, an einer Schuppenflechte zu erkranken ist vererbt zum anderen spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen dafür, dass es sich bei der Schuppenflechte um eine so genannte Autoimmunerkrankung handelt: Das Immunsystem dessen Aufgabe es ist, den Körper vor gefährlichen Fremdstoffen zu schützen, richtet sich irrtümlich gegen körpereigene Zellen. Das Erkrankungsalter erstreckt sich vom Säuglingsalter bis ins hohe Erwachsenenalter, bei 75% aller Betroffenen zeigen sich erste Hauterscheinungen jedoch vor dem 40. Lebensjahr. Je häufiger Familienmitglieder betroffen sind, umso früher beginnt vielfach die Erkrankung. Bei einem betroffenen Elternteil beträgt das Risiko an Psoriasis zu erkranken etwa 14%, sind beide Eltern betroffen etwa 41%. Der Verlauf  der Schuppenflechte ist wechselhaft. Die Diagnose kann meist anhand der Hautveränderungen leicht gestellt werden.

Was passiert in der Haut  

Verschiedene Veränderungen in der Haut führen zum Bild der Schuppenflechte.

Wie oben bereits erwähnt, nimmt man an, dass das Immunsystem körpereigene Zellen fälschlicherweise als gefährlich einstuft. In der untersten Schicht der Oberhaut (Epidermis) finden sich die Langerhanszellen. Diese Zellen sind Fresszellen und nehmen die als irrtümlich gefährlich eingestuften körpereigenen Zellen (Autoantigene) auf. Dann wandern die Fresszellen von der Oberhaut über den Lymphstrom zu den Lymphknoten. Dort präsentieren sie den T-Zellen das Autoantigen. Diese T-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen. Sobald sie das Autoantigen erkannt haben, geben sie viele verschiedene Botenstoffe ab, die weitere Zellen in der Haut aktivieren. Eine Gruppe dieser Botenstoffe sind die Zytokine. Sie steuern Reparaturmechanismen von Gewebeschäden und wirken für viele Zellen als Wachstumsfaktoren. Bei der Psoriasis führt dies zu einer vermehrten und stark beschleunigten Reifung der Hautzellen (Keratinozyten), die sich nun auf der Hautoberfläche anhäufen und die typische Schuppung bilden. Die Botenstoffe locken außerdem Immunzellen an die vermeintliche Gefahrenstelle und regen die Mastzellen an, Entzündungsstoffe auszuschütten. Dies führt u.a. zu einer Erweiterung der Blutgefäße, so dass immer weitere weiße Blutkörperchen in das Hautgewebe eindringen können, die wiederum aktiviert werden und weitere Botenstoffe freisetzen. Die Folge ist eine Entzündung der Haut mit den typischen Symptomen Hautrötung, Schwellung und Juckreiz; die durch die ständige Aktivierung der Immunzellen und Botenstoffe in Gang gehalten wird.

Provokationsfaktoren - Triggerfaktoren

Verschiedene Einflüsse können einen Psoriasis-Schub auslösen oder zur Verschlechterung führen, insbesondere sind zu nennen:

  • Bakterielle Infekte, bei Kindern klassischerweise die „Mandelentzündung“
  • Arzneimittel

Sicher nachgewiesen sind: ß-Blocker, Lithium, Antimalariamittel (Chloroquin).

Wahrscheinlich sind: ACE-Hemmer, nicht-steroidale Antiphlogistika, Interferone, Terbinafin,       Tetracycline.

Physikalische Faktoren und vorgeschädigte Haut – Köbner-Phänomen:

Das Köbner-Phänomen ist nach dem Arzt Heinrich Köbner benannt, der 1872 entdeckte, dass bei Patienten mit Schuppenflechte nach einer Verletzung unbefallener Haut hier neue       Hauterscheinungen entstehen können. Ursächlich können sein:

  • Abschürfungen, Akupunktur, Bisse, Druck, Erfrierungen, Impfungen, Kratzen, Pflaster, Reiben, Schnitte, Tätowierungen, Verätzungen, Verbrennungen, Verletzungen.
  • Ekzeme, Furunkel, Herpes zoster (Gürtelrose), Lichen ruber planus (Knötchenflechte),       Lichtempfindlichkeit, Pityriasis rosea (Röschenflechte), Vitiligo (Weißfleckenkrankheit).

Erscheinungsformen der Psoriasis

Plaque-Typ

Es finden sich scharf begrenzte, rote flach erhabene, gelblich bis silbrig glänzend schuppende Herde unterschiedlicher Größe und Form. Typischerweise betroffen sind die Ellenbogen, Knie, der Bauchnabel, der untere Rücken, die Pofalte, der Kopf, hier besonders die Stirn-Haargrenze, die äußeren Gehörgänge. Die Ausdehnung der Schuppenflechte ist individuell ganz unterschiedlich.

Guttata-Typ

Die Psoriasis guttata ist durch sehr viele kleine, rote nur wenig schuppende Herde gekennzeichnet, die meist innerhalb kurzer Zeit und oft am gesamten Körper auftreten. Diese Form der Schuppenflechte tritt gehäuft nach Infekten auf.

Intertriginöse Form

Die großen Körperfalten wie Achseln, Pofalte, Leisten sowie Brust- und Bauchfalten sind betroffen. Die Haut ist hochrot und glänzend. Durch den Kontakt von Haut auf Haut entsteht eine feuchte Kammer, so dass sich die typische Schuppung nicht bilden kann.

Kopfhaut-Psoriasis

Bei gut der Hälfte aller Schuppenflechte-Patienten ist die Kopfhaut betroffen. Nicht immer finden sich Herde am übrigen Körper, es kann auch eine isolierte Kopfhaut-Psoriasis bestehen. Neben umschriebenen geröteten Stellen mit fest haftender silbriger Schuppung kann auch der gesamte behaarte Kopf kappenartig befallen sein. In gut 60% tritt Haarausfall auf, die Haare wachsen jedoch wieder nach.

Nagelpsoriasis

Bei etwa der Hälfte aller Psoriasispatienten zeigen die Nägel typische Veränderungen wie Nagelverfärbung, ölfleckartige Veränderungen, Grübchenbildung, Quer- und Längsrillen, Weißfärbung, Ablösung des Nagels, Verdickung des Nagels, kleine Splitterblutungen. Oft ist die umgebende Haut geschwollen und entzündlich gerötet. Die Nagelpsoriasis kann auch isoliert ohne Hautveränderungen am übrigen Körper auftreten.

Eine Sonderform der Nagelpsoriasis ist die Akrodermatitis continua suppurativa. Hier findet sich eine ausgeprägte Entzündung mit gelblichen sterilen Eiterpusteln, Schuppung und Krustenbildung. Oft entsteht ein Verlust des Nagels.   

Psoriasis der Handflächen und Fußsohlen

Auch hier können sich die typischen scharf begrenzten gerötet-schuppenden Herde zeigen, wobei es zu schmerzhaften Einrissen der verdickten Haut kommen kann. Daneben gibt es eine Form, bei der viele gelbliche Pusteln auftreten. Je nach Ausdehnung der Psoriasis kann der Gebrauch der Hände deutlich eingeschränkt sein und bei Befall der Fußsohlen kann das Laufen erhebliche Beschwerden verursachen.

Psoriatische Erythrodermie

Als Erythrodermie wird eine mehr oder minder vollständige Rötung des Körpers verstanden. Die psoriatische Erythrodermie mit Rötung und Schuppung kommt als Maximalvariante der Psoriasis bei Ausbreitung über den gesamten Körper vor. Meistens besteht ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Gelenkschmerzen und Lymphknotenschwellungen. Diese Form der Schuppenflechte bedarf einer stationären Therapie in einer Hautklinik. 

Pustulöse Psoriasis

Die pustulöse Psoriasis stellt eine Sonderform dar, die eng mit Triggerfaktoren wie Infekten oder Medikamenten verbunden ist. Im Bereich bestehender Psoriasisherde kann es zur Entwicklung von kleinen Pusteln kommen. Diese treten meist plötzlich und schnell auf und sind besonders im Randbereich der Herde zu finden. Ein Zusammenfließen der Pusteln zu größeren „Seen“ ist möglich.  

Psoriasis in Schwangerschaft und Stillzeit

In der Regel stellt eine Schwangerschaft kein Problem dar. Der Verlauf der Schuppenflechte ist jedoch nicht vorhersehbar, es kann sowohl eine Verbesserung als auch eine Verschlechterung eintreten. Ist die Genitalregion sehr stark von der Schuppenflechte betroffen, kann es unter der Geburt zu Reizungen und Einrissen kommen. Hier ist eine kurzzeitige äußerliche Anwendung von Kortikosteroiden vor der Geburt sinnvoll.

Die Behandlung der Psoriasis in der Schwangerschaft ist mitunter nicht ganz einfach. Möglich ist eine äußerliche Behandlung mit Kortikosteroiden.

Prinzipiell ist auch die Stillzeit unproblematisch. Bei starkem Befall der Haut um die Brustwarze herum kann es zu Reizungen kommen. Hier können eine konsequente Pflege und ggf. die kurzzeitige Anwendung von Kortikosteroidsalben helfen.

Psoriasis-Arthritis

Die Psoriasis-Arthritis kommt bei etwa 5-8% aller Psoriasispatienten vor. Dabei spielt die Ausdehnung der Schuppenflechte an der Haut keine Rolle. Es ist auch möglich, dass der Gelenkbefall vor Erscheinungen an der Haut auftritt.

Meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr macht sich die Arthritis durch morgendliche Steifigkeit einzelner Gelenke verbunden mit Anlaufschmerz bei Bewegung bemerkbar. Betroffen sind die kleinen Gelenke an Händen und Füßen (Schwellung und Schmerzen im Bereich der Endglieder; Befall im Strahl – „Wurstfinger“), die großen Gelenke der Arme und Beine, das Achsenskelett und die Iliosacralgelenke. Typisch ist ein asymmetrischer Befall.

Die Psoriasis-Arthritis zeigt typische Veränderungen im Röntgenbild. Im Blut ist der Rheumafaktor klassischerweise negativ.

Der Verlauf der Schuppenflechte ist ebenso wie die Ausdehnung von Patient zu Patient ganz verschieden.

Therapie

Es stehen verschiedene gut erforschte Präparate und Verfahren zur Verfügung. Die Auswahl der Therapie erfolgt nach Ausdehnung der Psoriasis, Lokalisation, Juckreiz, Intensität der Schuppung, Rezidivneigung und Krankheitsaktivität. In vielen Fällen ist eine äußerliche Therapie ausreichend. Bei den schweren Formen der Psoriasis ist oft eine zusätzliche innerliche Behandlung erforderlich, hierzu möchten wir Sie auf unser Informationsblatt „Systemtherapie der Psoriasis“ verweisen 

Häufig werden verschiedene Therapiemaßnahmen kombiniert, um die therapeutischen Effekte zu verstärken und Nebenwirkungen möglichst gering zu halten.

Äußerliche  Behandlunge 

Neben einer konsequenten Hautpflege mit Ölzusätzen zum Baden und Duschen sowie einer Körperlotion oder Creme gibt es verschiedene medizinische Präparate und Verfahren, die im Folgenden genannt werden 

-      Kortikosteroide

Kortikosteroide wirken gut antientzündlich und sind insbesondere auch bei Juckreiz stark wirksam. Je nach Lokalisation der Psoriasis finden verschiedene Zubereitungen (Salbe, Creme, Lotion..) und Stärken Anwendung (-> Kortison) 

-      Vitamin D3 und –Analoga

Im Körper wird in der Leber, den Nieren und der Haut aus Vitamin D3 Calcitriol synthetisiert. Calcitriol ist der aktive Metabolit des Vitamin D3. Abkömmlinge des Calcitriols sind Calcipotriol und Tacalcitol. Alle 3 Substanzen hemmen die erhöhte Zellwucherung (Proliferation) und wirken sich hemmend auf das Wachstum und die Aktivierung von T-Zellen und anderen Entzündungszellen aus.

Lokale Reizerscheinungen wie Brennen, Juckreiz und Rötung können auftreten, dann muss das Präparat abgesetzt werden. Die längerfristige Anwendung der Präparate auf mehr als 30% der Körperoberfläche sollte vermieden werden, um Störungen im Kalzium- und/oder Phosphatstoffwechsel zu vermeiden. 

Calcipotriol wird von Salicylsäure inaktiviert, daher möglichst keine Kombination beider Wirkstoffe!

-      Dithranol (Cignolin)

Dithranol war das erste speziell für die Therapie der Schuppenflechte entwickelte Medikament, bei dem in der Handhabung jedoch einige Besonderheiten zu beachten sind (Beginn in niedriger Konzentration, allmähliche Steigerung;  Reizung der Haut bei zu hoher Konzentration; bräunliche Verfärbung der Wäsche). Dithranol hemmt die Proliferation der Oberhautzellen (Keratinozyten) und wirkt zudem entzündungshemmenden.

-      Tazaroten

Bei Tazaroten handelt es sich um ein Retinoid, eine Substanz, die mit der Vitamin-A-Säure verwandt ist. Die Wirkung besteht in einer Hemmung der erhöhten Zellproliferation. Das Präparat ist zur Behandlung kleinerer Areale zugelassen. Reizerscheinungen der Haut sind nicht selten.

-      Salicylsäure

Salicylsäure wirkt schuppenlösend (keratolytisch) und erhöht die Wasserbindungskapazität der Haut. Zudem wirkt sie antibakteriell und antimykotisch (gegen Bakterien und Pilze) 

-      Mahonia aquifolium (Rubisan®)

Insgesamt handelt es sich um ein schwach wirksames Medikament von begrenzter Bedeutung. Hautrötung und Kontaktallergien sind möglich. 

-      Teerpräparate

Teerpräparate werden heutzutage aufgrund von Verfärbung, Geruchsbelästigung und Erhöhung der Lichtempfindlichkeit und einer immer wieder diskutierten kanzerogenen Wirkung zunehmend verlassen.

Lichtherapie

Insbesondere UV-B kommt zum Einsatz. Daneben spielt die so genannte PUVA Behandlung eine Rolle. PUVA ist ein Kunstwort und setzt sich zusammen aus UVA und P = 8-Methoxy-Psoralen. Dies ist ein Wirkstoff, der die Haut lichtempfindlicher macht und zu dem so genannte immunmodulierende Eigenschaften hat. Als Bade-PUVA die äußerliche Applikation des 8-MOP über ein Ganzkörpervollbad oder ein Teilbad. Anschließend wird mit UVA bestrahlt.

Seit einiger Zeit gibt es Berichte über gute Behandlungserfolge mit dem Excimer-Laser. Dieser Laser emittiert Licht der Wellenlänge 308 nm und liegt damit nahe dem Schmalspektrum UV-B (311nm). Da der Laser nur ein kleines Handstück besitzt, ist das Verfahren nur für kleinere Areale geeignet. Mehrere Sitzungen sind erforderlich. Die Therapiekosten sind vergleichsweise hoch und werden normalerweise nicht von den Krankenkassen übernommen.

Balneotherapie

-      Solebäder

Durch ein Solebad mit 20-30% Salz (Natriumchlorid, kleine Mengen Kalium- und Magnesiumchlorid) können entzündungsfördernde Faktoren aus der Haut herausgelöst werden. Der Effekt einer nachfolgenden UV-Bestrahlung kann durch ein Solebad verstärkt werden.

Solebäder sollten nicht bei gereizter Haut, bei Wunden und Hautrissen oder bei Infektions- oder Herz-Kreislaufkrankheiten erfolgen 

-      Totes Meer

Das Wasser des Toten Meeres hat einen Salzgehalt von ca. 40% (zum Vergleich Nordseewasser  2-3%) und ist besonders reich an Magnesiumsalzen. Beim Baden im Toten Meer erfolgt zeitgleich durch die Sonne eine UV-Therapie. Eine Kostenübernahme ist nur möglich, wenn nachgewiesen werden kann, dass mehrere stationäre medizinische Rehabilitationsbehandlungen in Deutschland keinen Behandlungserfolg hatten.

-      Türkei Kangal

Im Thermalzentrum im türkischen Baliklicermik 1405 Meter über dem Meeresspiegel schwimmen im 35-37°C warmen, leicht salz- und schwefelhaltigem Wasser viele kleine Fische, die Schuppen von der Haut abfressen. Dies führt zu einer glatteren Haut, die Stellen bleiben aber weiter rot und erhaben. Anschließende Sonnenbestrahlung soll zu einer Verbesserung des Hautzustandes führen. Die Behandlungskosten werden nicht von den Krankenkassen erstattet.

-      Island Blaue Lagune

Kieselsäurehaltiger Schlamm und das Vorkommen spezieller Algen sollen für die angeblich gute Wirkung auf die Psoriasis verantwortlich sein. Die Kosten der Behandlung werden nicht von den Krankenkassen getragen 

Diät

Es gibt bislang keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse, dass sich die Schuppenflechte durch spezielle Diäten beeinflussen lässt. Die wichtigste Empfehlung ist eine ausgewogene möglichst vollwertige  Ernährung. Übergewicht, übermäßiger Alkoholgenuss und Rauchen wirken sich generell ungünstig auf die Haut aus. 

Weiteres

Verschiedenste weitere Verfahren finden zur Behandlung der Psoriasis Anwendung, allerdings fehlen bislang große, wissenschaftliche Studien. Zu nennen sind Interferenzstrom, chirurgische Abtragung der Plaques und verschiedenste alternative Heilmethoden wie Bioresonanz, Bachblüten, Pendeln… 

Vorsicht vor Wundermitteln, bereits mehrfach konnte nachgewiesen werden, dass solche Präparate nicht selten nicht-deklarierte Inhaltsstoffe wie hochpotente Kortikosteroide enthalten haben.

Wir hoffen, einige Ihrer Fragen mit diesem Informationsblatt beantwortet zu haben und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg zur Genesung, Ihr Praxisteam.


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