Nesselsucht (Urtikaria)

Was ist Urtikaria?

Die "Nesselsucht" (Urtikaria). gehört zu den 20 häufigsten Hauterkrankungen. Man unterscheidet eine akute (< 6 Wochen) und eine chronische (>6 Wochen) Verlaufsform. Die Urtikaria äußert sich in einem häufig stark juckenden Haut- und/oder Schleimhautausschlag, mit meist roten, aber auch blassen Quaddeln unterschiedlicher Größe und Anordnung ("als ob man in eine Brennnessel gegriffen hätte"). Diese Quaddeln sind Folgen einer Flüssigkeitsansammlung in der Haut, welche durch eine Erweiterung der kleinsten, obersten Hautgefäße mit Erhöhung ihrer Wanddurchlässigkeit zustande kommt. Ursache für diese Reaktion ist meist eine Ausschüttung von verschiedenen Entzündungsstoffen (u.a. Histamin) aus den Mastzellen. Mastzellen finden sich an strategisch wichtigen Stellen des Körpers, nämlich dort wo Fremdstoffe relativ leicht in den Organismus eindringen können. Sie sitzen in großer Menge in der Haut, aber auch in anderen Organen (z.B. Lunge und Darm). Mastzellen haben eine wichtige Rolle in der körpereigenen Abwehr. Die von ihnen produzierten Entzündungsstoffe helfen dem Körper in der normalen Abwehrarbeit z.B. gegen Fremdstoffe und Bakterien. Bei der Urtikaria allerdings werden diese Entzündungsstoffe nach unserem heutigen Verständnis unnötigerweise und übermäßig freigesetzt. Hierdurch kommt es zu Juckreiz und Hautrötung sowie der für die Urtikaria so typischen Quaddelbildung. Man könnte die chronische Urtikaria also auch als Mastzellenerkrankung bezeichnen.

Die Ursachen der Urtikaria:

Auslösende Ursachen, aber auch unterhaltende Faktoren für eine Urtikaria sind:

  • echte Allergien, aber auch Unverträglichkeitsreaktionen (sog. Pseudoallergien) auf bestimmte Arzneimittel, Nahrungsstoffe oder darin enthaltene
    Zusätze wie Farb- und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker
  • Ebenso physikalische Faktoren wie Wärme, Kälte und Druck.
  • Chronische Infektionen, z.B. Kieferhöhlenentzündungen, Zahnwurzelentzündungen, Pilzinfektionen sowie Infektion des Darmes mit Hefepilzen oder Magenschleimhautentzündungen durch ein Bakterium (Helicobacter pylori).
  • Weitere Ursachen für die Urtikaria können Autoimmunerkrankungen, hormonelle Störungen, psychische Faktoren und Stress sein.

Um nun die ganze Bandbreite der möglichen Auslöser abzuklären, müssen wir diese Ursachen sehr sorgfältig abklären. Wir werden eine ausführliche Befragung vornehmen bei der wir alle wichtigen Faktoren ansprechen werden. Bitte erwähnen Sie uns gegenüber alle möglichen Auslöser, die Sie Ihnen wichtig erscheinen. Neben einer körperlichen Untersuchung werden wir Blutuntersuchungen, eine Stuhluntersuchung auf Hefepilze (Candida albicans) und verschiedenen Hauttestungen durchführen.

Außerdem sind einige Untersuchungen von Kollegen anderer Fachrichtungen notwendig:

  • Hals-Nasen-Ohren-Arzt (chronische Infektherde im Bereich der Mandeln oder der Nasen-Nebenhöhlen)
  • Zahnarzt (Zahnwurzelvereiterungen, Wurzelgranulome)
  • Frauenarzt (chronische Unterleibsentzündungen)
  • Urologe (chronische Infekte der Harnwege)
  • Internist (hier interessiert uns insbes. die Besiedelung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori)

Die Behandlung

Hauptziel der allgemeinen Therapie ist die Erkennung und nachfolgende Meidung oder Beseitigung der auslösenden Ursache. Leider ist die Ursache trotz aller Untersuchungen nicht immer auffindbar. Um Sie von dem oft quälenden Juckreiz zu befreien, erhalten Sie so genannte Antihistaminika in Tablettenform, diese nehmen Sie einige Zeit, u.U. sogar über einige Monate lang täglich ein.

Zusammengefasst ergibt sich also folgendes Vorgehen:

  • Besteht die Urtikaria kürzer als 6 Wochen, wird lediglich symptomatisch mit einem             Antihistaminikum und falls erforderlich kurzzeitig mit Kortison behandelt. Lässt sich ein Auslöser akut benennen (z.B. Medikament), muss dieser natürlich in Zukunft gemieden werden. Sie erhalten von uns einen entsprechenden Warnpass.
  • Besteht die Urtikaria länger als 6 Wochen, so werden wir neben der Therapie ausführliche             Durchuntersuchung einleiten.
  • Findet sich bei den Untersuchungen kein Anhalt für einen Auslöser, so müssen Sie ggf. für einige Tage in einer Hautklinik stationär aufgenommen werden, damit spezielle Provokationstestungen mit z.B. Nahrungsmittelzusatzstoffen durchgeführt werden können.

Wir hoffen, einige Ihrer Fragen mit diesem Informationsblatt beantwortet zu haben und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg zur Genesung, Ihr Praxisteam.


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