Haarerkrankung - Haarausfall

Die Gesamtanzahl der Kopfhaare beträgt etwa 100 000 Haare. Das einzelne Haar bleibt etwa 2-6 Jahre erhalten. Im Normalfall durchläuft jedes Haar während seiner Lebensdauer 3 Phasen – die Wachstumsphase (anagen), die Übergangsphase (katagen) und die Ruhephase (telogen). Durchschnittlich verliert jeder Mensch täglich ca. 25 - 100 Haare, ohne dass dies irgendeinen Krankheitswert hätte. Vom krankhaften Haarausfall oder Effluvium spricht man ab einem Haarverlust von mehr als 100 Haaren täglich. Als Alopezie bezeichnet man einen Haarverlust von mehr als 60 % der Kopfhaare. Die Ausbildung des Haarkleides wird insbesondere durch die Geschlechtshormone beeinflusst. Weibliche Hormone (Östrogene) führen zu einer Ausbildung des Kopfhaares, männliche Hormone (Androgene, z.B. Testosteron) fördern insbesondere das Wachstum der Körperbehaarung.

Haarausfall als Ursache verschiedener Erkrankungen:

Grundsätzlich wird bei Diagnostik und Therapie des Haarausfalls wird zwischen einem vernarbendem und einem nicht-vernarbendem Haarausfall unterschieden.

Ursachen für einen vernarbenden Haarausfall sind insbesondere Verletzungen, nicht behandelte Pilzerkrankungen oder bakterielle Erkrankungen oder sonstige seltene Hauterkrankungen. Beispiele für solche Erkrankungen sind z.B. Pseudopelade Brocq, Lichen ruber, Kollagenosen. Die Problematik bei den vernarbenden Alopezien besteht darin, dass die Haarwurzelscheide irreversibel zerstört wird und hier auf natürlichem Wege kein Haar mehr wachsen kann. Als kosmetisch-chirurgische Möglichkeit bietet sich in solchen Fällen die Haartransplantation an. Hierbei werden aus gesunden Haararealen stanzförmig Haare mit dem Haarbalg entnommen und regelrecht in die betroffenen haarlosen Areale wieder eingepflanzt. Hierzu ist aber eine komplette Abheilung der Erkrankung, die zu dem Haarausfall geführt hat, notwendig.

Die weitaus häufigeren Formen des Haarausfalls sind nicht-vernarbend. Dieser Haarausfall kann im Rahmen von internistischen Erkrankungen (z.B. Schilddrüse), Krebserkrankungen hier insbesondere bei Chemotherapien, als Medikamentennebenwirkungen, im Rahmen von Mangelerkrankungen (Vitamine, Zink, Eisen, Magnesium), Hormonbildenden Erkrankungen, Röntgenstrahlungen, Vergiftungen, psychischen Erkrankungen mit z.B. zwanghafter manueller Haarmanipulation (Trichotillomanie), Pilzerkrankungen und sonstigen infektiösen Erkrankungen kommen. Die Therapie besteht daher in der Behandlung der zu Grunde liegenden Erkrankung.

Welche Untersuchungen werden durchgeführt?

Zunächst erheben wir Ihre Krankengeschichte (wie lange besteht der Haarausfall, Medikamente, Hormonpräparate, Internistische Erkrankungen, Operationen, Stress-Belastungen etc.) zudem ist es wichtig, auch ob in Ihrer Familie Fälle von Haarausfall bekannt sind. Anschließend wird der klinische Befund erhoben (wie fest sitzen die Haare, kahle Stellen, Kopfhaut entzündet usw.).

Neben der Krankengeschichte werden gegebenenfalls Blutuntersuchungen erfolgen.

Zudem erstellen wir einen Haarwurzelstatus, das so genannte Trichogramm. Hierbei werden nach einer Haarwaschpause von 4 Tagen an zwei Stellen des Kopfes einige Haare ausgezupft und dann die Haarwurzel unter dem Mikroskop untersucht. Je nach Aussehen der Haarwurzel kann festgestellt werden, in welcher Wachstumsphase (siehe oben) sich das Haar befindet. Das Verhältnis der Haare der verschiedenen Wachstumsphasen zueinander hilft bei der Diagnosestellung. Außerdem sieht man im Mikroskop krankhafte Veränderungen der Haare wie z.B. Bruchstellen und Ernährungsstörungen 

 

Erblich bedingter, hormoneller Haarausfall – androgenetische Alopezie

Die häufigste Ursache für Haarausfall bei Mann und Frau hängt mit der hormonellen Steuerung des Haarwachstums zusammen. Eine entscheidende Rolle spielen die männlichen Hormone (Androgene). Diese Hormone werden natürlicherweise auch vom weiblichen Organismus gebildet. Das muss nicht heißen, dass eine krankhafte Überproduktion dieser Hormone statt findet. Allerdings wirken sich Hormonschwankungen wie z.B. nach einer Entbindung, nach Absetzten der Pille oder in den Wechseljahren oft negativ auf die Haare aus. Der erblich bedingte hormonelle Haarausfall wird durch eine erblich bedingte Überempfindlichkeit gegenüber männlichen Hormonen ausgelöst. Das natürliche Gleichgewicht des Haarzyklus wird gestört. Es kommt zu einer Reduktion der Haardichte auf der Kopfhaut durch Umbau des Haarbalges unter dem Einfluss von männlichen Geschlechtshormonen. Diese Haarrückbildung kommt sowohl bei Männern (male pattern) vor, als auch in geringerem Maße bei Frauen (female pattern).

Beim Mann beginnt der Rückgang der Haare mit der Bildung von Geheimratsecken, dann bildet sich eine zentrale Lichtung im Hinterkopfbereich (Tonsur) und schließlich kommt es je nach Schweregrad zu einem übergehenden Zusammenfließen der Lichtungsbildung, so dass oft nur noch ein hufeisenförmiger Haarkranz übrig bleibt.

Bei Frauen ist der Haarausfall weniger sichtbar als beim Mann. Das Haar wird zwar dünner, aber richtig kahle Stellen treten erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium auf. Zunächst verdünnt sich der Haarbesatz im Bereich des Scheitels und schreitet weiter auf dem Oberkopf fort. Das Stirnhaar bleibt dicht.

Behandlung:

Beim erblich bedingten, hormonellen Haarausfall muss eine sinnvolle Therapie darauf abzielen, den weiteren Androgeneinfluss auf die Haarfollikel zu hemmen, um so den fortschreitenden Haarverlust aufzuhalten. Ein Behandlungserfolg muss sich also nicht unbedingt an einer Zunahme der Haarzahl zeigen, sonder ist auch dann vorhanden, wenn der Haarausfall verlangsamt oder gestoppt wird.

Frauen

Äußerlich

1.     Östrogene, durch 17a-Estradiol oder 17-ß-Estradiol kann die Androgenbedingte Rückbildung des Haarfollikels gebremst werden. Erfolge sind jedoch frühestens nach regelmäßiger täglicher Anwendung über 3 Monate zu beobachten.

2.     Minoxidil- hierbei handelt es sich um ein Medikament, welches bei Bluthochdruck verordnet wird. Bei Patienten die damit behandelt wurden, fiel regelmäßig ein vermehrter Haarwuchs vor allem im Gesicht sowie an Armen und Beinen auf. Diese Nebenwirkung wird zur Behandlung der androgenetischen Alopezie genutzt. Hierbei wird das Präparat örtlich als Tinktur auf die Kopfhaut aufgetragen. Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem sind nach Angaben der Hersteller weitgehend auszuschließen, da nur ein sehr kleiner Wirkstoffanteil die Haut durchdringt. Allerdings sind besonders bei überempfindlichen oder herzkranken Menschen Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Studien haben gezeigt, dass bei bis zu 90% der Patienten der Haarausfall gestoppt wird und bei 40 % der Anwender Haare nachwachsen. Allerdings ist das durch längerfristige Anwendung erzeugte Haarwachstum auf den Behandlungszeitraum begrenzt. Minoxidil-Haarwasser ist verschreibungspflichtig, die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Innerlich

Antiandrogene - dieses sind Substanzen, die die Wirkung der männlichen (androgenen) Hormone hemmen. Für die Therapie der androgenetischen Alopezie haben vor allem 2 Stoffe praktische Bedeutung – Cyproteronacetat und Chlormadionacetat. Zur Vermeidung möglicher Zyklusstörungen werden sie meist in Kombination mit Östrogenen als „Pille“ gegeben. Diese Therapie sollte in Absprache mit der behandelnden Gynäkologin/dem Gynäkologen erfolgen.

Zink und Biotin (Vitamin H) – Untersuchungen haben gezeigt, dass beide einen positiven Einfluss auf das Haarwachstum haben.

Männer

Äußerlich

1.     Östrogene, jedoch nur nicht-natürlich vorkommendes 17a-Estradiol, um systemische Nebenwirkungen zu vermeiden.

2.     Minoxidil – wie bei Frauen.

Innerlich

Finasterid – dieses Präparat wirkt antiandrogen und wurde ursprünglich in der Urologie zur Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse (benigne Prostatahyperplasie) bei älteren Männern angewendet. Bei dieser Therapie fiel als Nebeneffekt ein verstärkter Haarwuchs auf dem Kopf auf. Nach Durchführung entsprechender Studien wird der Wirkstoff nun in deutlich geringerer Dosierung erfolgreich zur Behandlung des männlichen Haarausfalls eingesetzt. Allerdings ist zur Aufrechterhaltung des Effekts eine mehr oder minder dauerhafte Einnahme nötig. Selten kann es zu unliebsamen Nebenwirkungen wie Erektionsstörungen und Libidoverminderung kommen. Finasterid ist verschreibungspflichtig, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Wir hoffen, einige Ihrer Fragen mit diesem Informationsblatt beantwortet zu haben und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg zur Genesung, Ihr Praxisteam.


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