Gürtelrose - (Herpes Zoster)

Herpes zoster ist eine Viruserkrankung und wird durch das Windpockenvirus (Varicella-Zoster Virus) verursacht. Vielleicht erinnern Sie sich kaum noch, ob Sie als Kind Windpocken gehabt haben, aber seit dieser Zeit tragen Sie das Windpockenvirus in sich.

Erscheinung

Schon vor Erscheinen der ersten Hautveränderungen kann in dem betroffenen Hautgebiet ein Kribbeln und Brennen mit z.T. heftigen typischen Schmerzen bestehen. Die Lymphknoten der entsprechenden Region sind als Begleitreaktion des Immunsystems häufig geschwollen. Oft treten Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit, Magen-Darm-Störung und selten auch Fieber auf.

Im betroffenen Hautsegment zeigt sich im Verlauf eine typische gürtelförmige Aussaat schmerzhafter, gruppiert stehender Bläschen auf gerötetem Grund. Durch den gürtelähnlichen Verlauf der Hautnerven mit dem zugehörigen Hautsegment und der dort auftretenden Bläschenbildung hat die Krankheit ihren Namen Zoster (Gürtel, griechisch) erhalten.

Anfangs kommt es in dem befallenen Hautbereich zu einer umschriebenen Rötung. Innerhalb dieser Rötung treten anschließend stecknadelkopf- bis reiskorngroße, manch- mal auch größere, wasserklare, prall gespannte Bläschen auf. Nach 2 bis 3 Tagen ist das Aufschießen der Bläschen abgeschlossen. Die Bläschen können auch zusammenfließen, platzen aber nur selten und sollten nicht von eröffnet werden. Mit abnehmender Rötung der Umgebung, trübt der Bläscheninhalt gelblich ein. Nach etwa einer Woche trocknen die Bläschen aus und es bildet sich eine gelblich-bräunliche Borke. Um den 10. Tag finden sich nur noch festhaftende Krusten, die in den nächsten 2 Wochen abgestoßen werden. Zur windpockenartigen Narbenbildung nach Abheilung kann es insbesondere dann kommen, wenn durch eine zusätzliche bakterielle Infektion der Bläschen eine Gewebsschädigung stattgefunden hat.

Diagnose

Die Diagnose Zoster stellen wir meistens schon durch das typische klinische Bild. Ganz selten müssen spezielle Laboruntersuchungen erfolgen.

Entstehung

Der Zoster kann in jedem Alter auftreten ist in der Kindheit und Jugend aber eher selten. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 60. Und 70. Lebensjahr. Das Risiko des Auftretens eines Zosters im Verlauf des Lebens liegt bei etwa 20%. Der Verlauf der Erkrankung ist in der Jugend meist leicht und nimmt an Schwere mit steigendem Alter zu. Kinder aber auch Erwachsene ohne vorherige Windpockenerkrankung können sich bei Menschen, die gerade eine Gürtelrose durchmachen, anstecken und bekommen dann Windpocken. Nach durchgemachter Windpockenerkrankung nistet sich das Virus in den Nervenwurzeln des Rückenmarkes oder der Hirnnerven ein und ist dort für das Abwehrsystem des Körpers nicht mehr erreichbar. Das Immunsystem bildet zwar Antikörper gegen das Virus, ist aber nicht in der Lage das Virus zu vernichten. Oft für Jahrzehnte verbleiben die Viren in den Nervenwurzeln, ohne Symptome zu verursachen.

Zum Ausbruch des Zosters nach durchlittener Windpockeninfektion kommt es meist durch eine Reaktivierung der schlummernden Viren im Körperinneren. Diese Reaktivierung wird durch eine vorübergehende Abwehrschwäche des Immunsystems ausgelöst. Andere Auslöser sind Nervenverletzungen, UV-Strahlung, giftige Stoffe (Arsen- Zoster). Die Viren in den Nervenwurzeln werden aktiviert und breiten sich entlang der Nerven bis zum zugehörigen gürtelartigem Hautsegment aus. Die charakteristischen Schmerzen in diesem Bereich entstehen durch die Entzündung und die damit verbundene Schädigung der betroffenen Hautnerven.
Jedes Hautsegment von Kopf bis Fuß kann betroffen sein. Zu besonderen Komplikationen kann es bei Befall im Mund-Gesichtsbereich mit Eß- und Schluckbeschwerden und Lähmungen der Gesichtsmuskulatur kommen. Im Augen- und Ohrenbereich besteht Gefahr für Hör- und Sehvermögen. Durch den Befall der Hirnnerven in diesem Bereich kann es zu Störungen oder Schäden mit Funktionsausfällen dieser Sinnesorgane kommen. Besonders bei Menschen mit ständig geschwächtem Immunsystem ist der Erkrankungsverlauf meist sehr heftig und gefährlich. Bei diesen Patienten kann es zu wiederholt zu einer schwersten Zostererkrankung mit Ausbreitung über den ganzen Körper kommen. Zoster bei jungen Menschen mit schwerem Verlauf kann der erste Hinweis für eine bis dahin nicht bekannte HIV-Infektion sein. Den schweren Verlauf erkennt man an den blutgefüllten Bläschen mit Schädigung und Einblutung der Bläschenumgebung. Bei Befall von Mund-Gesichtsbereich, Augen oder Ohren und bei drohender Ausbreitung der Infektion auf z.B. auf das Gehirn bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem, ist die Krankenhauseinweisung sinnvoll, um Folgeschäden durch eine geeignete Therapie zu vermeiden.

Nervenschmerzen

Eine unangenehme Begleiterscheinung des Zoster sind die typischen Schmerzen, die so genannten Zosterneuralgien (Neuralgie = Nervenschmerzen). Sie können manchmal sehr heftig sein und sich bis ins Unerträgliche steigern. Dabei stehen sie oft in keinem Verhältnis zur Ausdehnung des betroffenen Hautbezirkes. Aufgrund der Schädigung oder des Untergangs der entzündeten Nervenzellen überdauern diese Schmerzen die eigentliche Zostererkrankung häufig langfristig. Dies liegt an der langsamen Regeneration der geschädigten Nervenzellen, die mitunter monatelang dauern kann.

Behandlung

Die Behandlung des Zosters beschränkt sich in leichten Fällen auf eine symptomatische Therapie. Das Ausmaß der schmerzstillenden Behandlung richtet sich nach Ihrem Schmerzzustand. Paracetamol hat sich bewährt. Die Behandlung der stärksten Schmerzen wird bei der Therapie der Zosterneuralgien erläutert.

Die äußerliche Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Im Anfangsstadium mit frischen Bläschen sind am Körper Schüttelmixturen mit Zusatz von Zink und Clioquinol in schwacher Konzentration angezeigt. Im Gesicht sollte auf Empfehlung der Augenärzte keine zinkhaltigen Schüttelmixturen angewandt werden, da die Zinkpartikel leicht in das Auge gelangen und zu Reizungen führen. Eine schon bestehende Zostererkrankung des Auges könnte dadurch noch verschlechtert werden. Auch im behaarten Kopfbereich sollte keine Schüttelmixtur benutzt werden. Die Mixtur wird täglich dünn bis zum Eintrocknen der Bläschen auf alle befallenen Areale aufgetragen und nicht abgewaschen. Nach Eintrocknen der Bläschen sind abweichende Salben indiziert, die einen antiseptischen Zusatz enthalten können. Für Zosterbläschen im Gesicht und im behaarten Kopfbereich kann bei Bedarf eine milde nicht-fettende Creme benutzt werden. Erst im Krustenstadium kommen Salben zur Anwendung. Antibakterielle Zusätze sind nur bei zusätzlicher Infektion mit Bakterien angezeigt. Sie können den befallenen Bezirk jetzt 1-2-mal täglich reinigen, sollten aber nur ein milde und hautfreundliche Seife und lauwarmes Wasser verwenden. Für die lokale Anwendung wird auch eine Reihe von antiviralen Substanzen angeboten. Sie haben sich bei kritischer Überprüfung jedoch als kaum oder nicht wirksam erwiesen

Die innerliche Behandlung:

Die innerliche Therapie bei schwerverlaufenden Zostererkrankungen, bei Risikobehafteten Patienten und insbesondere bei Zoster im Gesichtsbereich erfolgt anfangs als Infusionstherapie mit der antiviralen (Virushemmenden) Substanz Aciclovir. Die Behandlungsdauer beträgt etwa 57 Tage bis zur deutlichen Besserung des Hautbefundes. Gegebenenfalls kann die Aciclovirtherapie dann auch in Form von Tabletten für einige Tage fortgesetzt werden. Bei Zoster mit Augenbeteiligung und bei Immungeschwächten Patienten wird die Infusionstherapie mit Aciclovir in höherer Dosierung für mindestens zwei Wochen oder länger gegeben. Für die Tablettenbehandlung stehen Aciclovirtabletten zur Verfügung, die jedoch hier nur eingesetzt werden, wenn eine Infusionstherapie mit Aciclovir nicht möglich ist.

Eine antibiotische Behandlung ist nur bei schweren Verlaufsformen und beim Zoster älterer Infektionsgefährdeter Patienten notwendig. Die Antibiotika treffen nicht das Virus, führen aber zu einer Abschirmung gegenüber bakteriellen Zusatzinfektionen und können die gelegentlich fortschreitende nekrotisierende Entzündung eindämmen.

Infektionsgefährdete Personen wie Schwangere oder immunologisch stark geschwächte Patienten können auch mit Zosterimmunglobulinen behandelt werden, hierbei muss aber die kurze Halbwertzeit der Immunglobuline beachtet werden.

Die Behandlung der Nervenschmerzen

Die Zosterneuralgien sind wegen der oben beschriebenen Nervenschädigungen nur schwer zu behandeln. Dennoch stehen eine Reihe von Medikamenten zur Auswahl, die den oft schwer leidenden Patienten helfen über ihre Schmerzattacken besser hinweg- zukommen. Bei starken bis unerträglichen Schmerzen stehen neben Tramadol noch andere spezielle Schmerzmittel zur Verfügung. Es wird in solchen Fällen nach einer individuellen und optimalen Schmerztherapie für den Patienten mit den vorhandenen Medikamenten gesucht. Gelegentlich helfen Medikamente aus der Gruppe der so genannten Psychopharmaka den Patienten die schweren Schmerzzustände zu überwinden. Diazepam, seine Abkömmlinge wie z.B. Levomepromazin und viele andere Wirkstoffe aus dieser Gruppe können hier helfen. Für die Zosterneuralgien werden auch verschiedene andere Alternativmethoden wie Akupunktur und psychotherapeutische Behandlung empfohlen.

Als Ergänzung der Zostertherapie hilft unterstützend die Gabe von Vitamin B12. Wir führen in der Praxis eine normalerweise 5malige Behandlung mit Spritzen in den Gesäßmuskel durch.

Vorbeugung

Besonders Patienten mit schwachem Immunsystem (Krebserkrankung, Chemotherapie, HIV-Infektion, Organtransplantation) sollten den Kontakt zu Kindern mit Windpocken (Kindergärten, Schulen, Spielplätze) oder Patienten mit akuter Zostererkrankung unbedingt vermeiden. Ist die Diagnose bei einer wiederholt auftretenden Zostererkrankung gesichert, so sollte die Therapie so frühzeitig wie möglich einsetzen.

Wir hoffen, einige Ihrer Fragen mit diesem Informationsblatt beantwortet zu haben und wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg zur Genesung, Ihr Praxisteam.


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